Royaler Risiko-Report
Wahrhaftigkeit, Standfestigkeit, die Befragung des eigenen Gewissens und die kritische Überprüfung der eigenen Tradition: Darum ging es Luther vor 500 Jahren; das kennzeichnet die Reformation. Doch der Konflikt zwischen dem Einzelnen und den Mächtigen, zwischen Anpassung und Rebellion, ist wesentlich älter. Und immer aktuell. So hat der jüdische Schriftsteller Stefan Heym 1972 als DDR-Autor ein Buch in der Bundesrepublik publiziert, in dem er die Geschichte des Ethan ben Hoshaja nacherzählt, der im Auftrag König Salomos Leben und Taten von dessen Vater, dem sagenhaften König David, erforschen soll. Bei seinen Recherchen stößt Ethan allerdings auf Dinge, die David keineswegs in ein positives Licht rücken, sondern vielmehr als skrupellosen Machtmenschen entlarven, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, wenn es gilt, die eigenen Interessen und Ziele durchzusetzen. Wie wahrheitsgetreu darf Ethan in seinem „König David Bericht“, so auch der Titel des Romans, darlegen, was er über den König herausgefunden hat, und ist eine Veröffentlichung dieser Wahrheiten von seinem Auftraggeber Salomo tatsächlich gewünscht? Es ist naheliegend, in dem Stoff, so wie Heym ihn darstellt, Anspielungen auf den Stalinismus und die Zensur in der damaligen DDR zu erkennen. Für die Evangelische Kirche Frankfurt am Main hat Ralph Abelein, Professor an der hiesigen Musikhochschule, Stefan Heyms Roman zu einem Musiktheater in 12 Szenen vertont. Seine Musik verbindet Elemente der Oper mit den musikalischen Stilen des Jazz und Pop und Anspielungen auf die Tradition des Musicals. Für Abelein ist Heyms Buch auch 45 Jahre nach seiner Veröffentlichung ausgesprochen aktuell. Denn die Fragen: „Wem kann man vertrauen?“ und „Was passiert, wenn Mächtige ihre Macht missbrauchen und welche Rolle spielen die Medien dabei?“ haben seines Erachtens bis heute nichts an Brisanz verloren. Premiere dieses spannenden, in seiner Art wohl tatsächlich bislang unerhörten Musiktheaters ist am 4. Juni in der Frankfurter Heiliggeistkirche. Ein außergewöhnlicher Beitrag der Frankfurter Protestanten zum Luther-Jubiläums-Jahr.
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